(...) Über die glatte Oberfläche eines großen Flachbildschirms huscht (...) eine Frau mit Puzzlemuster auf der nackten Haut. Die Sequenz ist ein Stop-Motion-Video aus Tausenden digitaler Einzelbilder, die Gerd Scholze fotografiert und am Computer animiert hat. (...) Das Video ist Teil eines Gesamtkunstwerks unter der konzeptuellen Überschrift "Musterschnitte". Die Botschaft erschließt sich am besten, wenn man die Zeitungsseiten aus einer Fitnessbeilage, die Scholze in seinen Modeschnitten verarbeitet hat, als Lektüre versteht: "Mit neuer Figur in den Sommer", heißt es da. Und auch in anderen Artikeln geht es um operatives Bodydesign. "Da wird mir Angst und Bange", sagt Scholze. Er spielt damit auf den Trend an, nicht mehr nur das textile Outfit zu stylen, sondern gleich auch den Körper. Vor dem Hintergrund derartiger Entindividualisierung und Anpassungsprozesse wird die filmische Arbeit des Künstlers erst verständlich, die als Endlosschleife über die Mattscheibe flimmert. Die Kleidungsstücke zu den Modeschnitten – von Scholze selbst geschneidert – sind ebenso wie Aktzeichnungen Teil des Ausstellungsprojekts.

 

Martin Lauber

09.05.2012 / LKNZ Seite 14 Ressort: BUWE